blue, 7. Dezember 2003 um 13:15:46 MEZ
digitale Gräben
Einer jüngst veröffentlichten Untersuchung der Uno zufolge gab es im Jahr 2002 etwa 600 Millionen Internet-Nutzer; in diesem Jahr soll sich die Zahl auf 900 Millionen erhöhen. Der Zugang ist jedoch ungleich verteilt. 18 Länder, die meisten in Afrika, sind praktisch offline. Es scheint, als seien wir unterwegs in eine Zwei-Drittel-Gesellschaft: Auf der einen Seite glänzt eine Wissenselite, die all die neuen Techniken beherrscht und Karriere macht. Auf der anderen Seite wächst im Schatten des Wissenswohlstands ein digitales Proletariat, das nicht mithalten kann. ... Auch die Muslime zwischen Tanger und Dhaka zählen nicht zu den bestinformierten Staatsbürgern. Information gilt in vielen arabischen und afrikanischen Ländern als Herrschaftswissen. Der Netzzugang unterliegt zum Teil restriktiven Bestimmungen. Schätzungen zufolge besitzen im Nahen und Mittleren Osten von rund 400 Millionen Menschen derzeit vier bis fünf Millionen einen Internet-Anschluss. Trotzdem ist das Internet vor allem für Jugendliche eine attraktive Informationsmöglichkeit. Dafür sorgen insbesondere Internetcafés, die wie Pilze aus dem Boden schießen. ... Auch im reichen Westen sollte die Vernetzung benachteiligten Menschen neue Chancen verschaffen. Und tatsächlich hat sich die digitale Kluft hier verringert. So verfügen in den USA Arme und Einwanderer zunehmend über Computer und Internet-Zugang. ... Eine weitere beunruhigende Entwicklung: Rechercheure und Forscher, die für ihre Arbeit auch auf Zeitungsdatenbanken angewiesen sind, sehen sich mit schwindenden Textbeständen konfrontiert. Der Grund dafür ist eine höchstgerichtliche Entscheidung, der zufolge Online-Veröffentlichungen extra vergütet werden müssen. Um Honorar-Nachforderungen zu entgehen, haben Verlage damit begonnen, die Artikel freier Mitarbeiter aus ihren Datenbanken zu entfernen. Und die nächste Barriere wird gerade errichtet - eine ökonomische Hürde. Immer mehr kostenlose Dienste im Internet werden eingestellt oder in gebührenpflichtige Angebote umgewandelt. Während die Gefahr einer digitalen Spaltung auf der technischen Ebene - Computerbesitz und Netzzugang - langsam schwindet, wird mit der Ausbreitung des Bezahl-Web eine neue Front eröffnet: Cash oder Trash - hochwertige Informationen für die einen, billige, werbegetränkte Infos für die anderen.
Peter Glaser in der WamS (registrierungsflichtig aber kostenlos)
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blue, 22. November 2003 um 12:39:16 MEZ
Zugang statt Eigentum
Der Informations- und Kommunikationsraum ist sich ständig ausweitenden Kontrollbestrebungen ausgesetzt. Geistige Eigentumsrechte werden erweitert und allgemein zugängliches Wissen vermindert, Patentrechte sollen Ideen und gedankliche Konzepte umfassen, Überwachung und Datenerfassung florieren, Medienkonzentration schreitet voran, und im Infowar finden Schlachten um die Zustimmung der Menschen zu politischen Dominanzkonzepten statt. Information entwickelt sich zunehmend zum Feld auf dem Kontrolle und Herrschaft basieren und auf dem soziale Kämpfe ausgefochten werden. Gleichzeitig entwickeln sich Gegeninformationsprojekte explosionsartig, nehmen Demonstrationen gegen Medienkonzentration und -propaganda zu, und wird der Informationsraum zu einem der zentralen Themenbereiche auf Sozialforen etc. erhoben.
Im Internet kristallisieren sich diese Kämpfe in besonders ausgeprägter Form heraus. Stellt es einerseits einen interaktiven und partizipatorischen Kommunikationsraum sowie eine Basis für viele emanzipatorische Medienprojekte dar, so schreitet hier andererseits die Eingrenzung durch staatliche Zensurversuche und kommerzielle Einverleibung besonders schnell voran.
Mit dieser Veranstaltungsreihe möchten wir einige Konfliktfelder der Informationsgesellschaft exemplarisch beleuchten, Eingrenzungs- und Kontrolltendenzen erläutern, sowie Strategien für einen öffentlichen, freien Informationsraum entwerfen. Die Reihe wird organisiert von Hamburger Indymedia-AktivistInnen. Indymedia ist ein globales Netzwerk von alternativen Mediengruppen, die insbesondere mit Open Publishing Nachrichten-Webseiten den globalen Informationsraum zu öffnen versuchen.Zur indymedia-Vorlesungsreihe Zugang statt Eigentum.
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blue, 28. Oktober 2003 um 16:30:06 MEZ
let's talk about googoogle
Wir müssen auch mal über google sprechen. Denn jeder Zweite sei inzwischen im Netz und von denen suche ein sehr hoher Prozentsatz mit google (wie hoch, habe ich vergessen). Thierry Chervel beim Jonet-Tag über googles Macht. Wurde dann aber leider nicht mehr drüber geredet.
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blue, 22. Oktober 2003 um 11:53:39 MESZ
living in cyberland
Experten schätzen die Gemeinde der Onlinespieler auf etwa 50 Millionen Menschen, und in drei Jahren sollen sich bereits 114 Millionen Spieler im Internet tummeln. Die Spieler verbringen viel Zeit damit und müssen dafür eine monatliche Gebühr zahlen. Der Eintritt in die virtuelle Welt von "Norrath" bei dem Onlinespiel "Everquest" beträgt zum Beipspiel 11 Euro im Monat. Das von Sony Online Entertainment betriebene Angebot hat etwa 430.000 registrierte Nutzer und erreicht einen monatlichen Umsatz von rund 4,8 Millionen Euro. Marktforscher erwarten für das nächste Jahr Einnahmen für Online-Rollenspiele von etwa 2 Milliarden Euro. Im besonders spielfreudigen Südkorea sind in diesem Jahr übrigens rund 40.000 digitale Verbrechen gemeldet worden - bereits die Hälfte hatte mit Onlinespielen zu tun.
Quelle.
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blue, 11. Juli 2003 um 18:21:25 MESZ
Die Erregungsgesellschaft
Der Drang nach Selbstverwirklichung ist heute meist schon allein deshalb eine Utopie, da es sich in unserer Epoche der Virtuellen Welten um eine Epoche sich zurückziehender Wirklichkeiten handelt. Das öffentliche Interesse zielt nämlich weniger auf das real existierende Selbst und noch weniger auf ein anderes Selbst seiner Selbst, als vielmehr auf einen unpersönlichen Erregungszustand, der einer Selbstzerstörung und Selbstentfremdung gleichkommt. Die Erlebnisgesellschaft zielt auf abstrakte Erlebnisobjekte ohne biografische Identität, auf das Sammeln von Erregungszuständen. [...] Die Selbstbehauptung eines Lebewesens kann auch misslingen, indem es seiner im Selbstvollzug gliedernden Subjektivität beraubt wird und in einen psychotischen Strudel gerät. Psychose entspricht damit dem Zerfall eines Lebens, das im Wissen von sich zu führen wäre. In gewisser Weise existieren wir sogar nur dann, wenn wir in einem Wissen von uns stehen. Und immer wieder gibt es Modeerscheinungen der Erregungsgesellschaft, welche die psychotische Auflösung der Subjektivität favorisieren.
Realitäten und Virtualitäten im 3. Jahrtausend
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blue, 26. Juni 2003 um 15:07:56 MESZ
täglich, seit jahren
Der Perlentaucher hat den Grimme Online Award bekommen. Fein. Herzlichen Glückwunsch.
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