Nach den Träumen kommt die Trauer. - Du hast das schlimmste schon überstanden, auch wenn es im Moment alles nicht sehr rosig ausschaut. - Na, wenn Du das sagst. Dir könnte ich es fast glauben.

Ich bin ja echt nicht besonders hip, trendy, unspießig oder sowas. Wenn ich aber an das geballte bürgerliche Lager denke, mit dem ich die letzten Jahre beruflich zu tun hatte, dann graust es mich noch jetzt. Es ist nicht so, dass Bürger, also Lehrer, Pastoren, Beamte und so Leute nicht informiert oder uninteressiert wären über das, was alles so passiert. Sie haben einfach nur eine ziemlich dichte Firewall. Aus Mitleid zum Beispiel gegenüber armen Menschen. Das sind dann ziemlich alle, die kein so schönes geregeltes bürgerliches Leben mit Häusern, Vereinen und Vorständen haben. Ganz egal ob in einem anderen Stadtteil oder am Ende der Welt. Vielleicht regt die Lokalreporterin auch einfach dazu an, sich von der bürgerlichsten aller bürgerlichen Seite zu präsentieren und auf Verständnis zu hoffen. Bürger zu verstehen ist ein ganz schön harter Job.

"Stella teilte sich mit Anna ein kleines Büro in Babelsberg, wo sie tagaus, tagein Bewerbungsunterlagen sichtet, Fotos und Tapes von Leuten, die sich zu allem Möglichen berufen fühlen, aber zu dem anberaumten Termin keine Zeit haben. Ununterbrochen klingelt das Telefon, Mütter preisen ihre Kinder an, Agenturen ihre Models und unglaubliche Menschen mit noch unglaublicheren Dialekten und Sprachfehlern sich selbst.

Immer wieder erstaunlich, was für ein Bild die Leute von sich haben, denkt Stella, während sie den Katalog des Künstlerdienstes durchblättert. Noch einmal ackert sie sämtliche Statistenkarteien durch, um sicherzugehen, dass der Produktion nicht doch ein verstecktes Juwel durch die Lappen geht. Stella hat noch ein paar Termine frei. Sie ruft die Agenturen an, damit die ihr noch ein paar Darsteller schicken, und macht sich auf den Weg in die Stadt. Felix hat den Wagen, und so muss sie die S-Bahn nehmen, mit Umsteigen am Bahnhof Zoo braucht sie von Bebelsberg zum Nollendorfplatz etwa eine Stunde."

"Wer war das?" fragte der kleine Schmetterling, blickte auf das verwüstete Feld und konnte sich nur noch wundern.