"Die alten Partikularismen könnten jetzt wieder die inneren Grenzen Europas aufscheinen lassen. Jener unsägliche Typus des Nationalismus, des Regionalismus, des Lokalismus, des aggressiven Provinzialismus und ähnlicher Tendenzen könnte in wie auch immer veränderter Form wieder aufblühen. Eine Arroganz gegen die anderen könnte sich zeigen, der jede Idee des Zusammenlebens oder der Synthese fremder Kulturen fremd ist." Denn: "Zusätzlich zu den so genannten natürlichen Grenzen wie etwa dem Rhein, der Donau oder einiger Bergketten werden durch ganz besondere reziproke Ängste Grenzen markiert. "Mutuo metu", durch wechselseitige Furcht, wie es bei Tacitus heißt."
Europa vergrößert sich und die internen Grenzen werden durchlässig. Mit den Zollkontrollen verschwinden aber nicht die Grenzen in den Köpfen. Deshalb fordert Predrag Matvejevic eine neue Kultur der Grenzen. Es braucht eine Ethik, die die Grenzen erkennt und so beim Überwinden helfen kann.
