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blue, 4. Januar 2003 um 11:07:30 MEZ
Projektionen Mit einer Handbewegung und einem umwerfenden Lächeln wischte sie die ganze Diskussion weg. Es ist schon ein paar Wochen her, dass Alice Cherki in Hamburg war, um dort ihr Buch Frantz Fanon. Ein Porträt vorzustellen. Ich habe dessen Bücher irgendwann zwischen den Zeiten gelesen und einigermaßen unergiebig mit einigen Altmarxisten diskutiert. Später erlebte Fanons Theorie ein Comeback. Im Rahmen der postcolonial theory. Da allerdings drehten sich viele Diskussionen darum, ob Fanons Gewaltsbegriff legitim sei. Er hätte der revolutionären Gewalt das Wort geredet. Seine Bücher die Legitimation fürs Blutvergießen. "Alles Quatsch," meinte dazu Cherki, eine ehemalige Kollegin Fanons und auch Kämpferin im algerischen Befreiungskrieg. Fanon habe mit nüchternem Kopf das Verhältnis zwischen Kolonisatoren und Kolonisierten analysiert, das ein gewaltvolles sei. Kein Aufruf zum Morden, sondern die Erklärung des Mordens. Jean-Paul Sartre hatte in seinem Vorwort zu "Die Verdammten dieser Erde" geschrieben: "Einen Europäer erschlagen heißt zwei Fliegen auf einmal treffen, nämlich gleichzeitig einen Unterdrücker und einen Unterdrückten aus der Welt zu schaffen. Was übrig bleibt, ist ein toter Mensch und ein freier Mensch". Da dachten wohl viele, jetzt geht es ihnen an den Kragen und in unzähligen Aufsätzen wurde fortan über die Legitimität von Fanons Gewaltbegriff gestritten. Wie unsinnig. Wie schön, dass die alte Dame mein erstes Lesen wieder zurecht rückte. |
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